Donnerstag, 29. November 2012

Kroatien - Klettern in Paklenica

Eingang des Nationalparkes bei Paklenica

In den folgenden drei Tagen haben wir uns voll dem Klettern im Nationalpark von Paklenica gewidmet. Für den ersten Tag wollten wir uns erstmal mit dem Sportklettersektor am Taleingang befassen. Dort konnten wir uns bei wunderbar warmem Wetter an kurzen Routen ausprobieren. Janine und Sebastian waren auch mittlerweile zu uns gestoßen. Wir hatten allerdings nicht erwartet, dass wir nur auf der schattigen Seite des Tales klettern konnten. In der Sonne wurde es auch jetzt - Anfang Oktober - schlicht weg zu heiß. Selbst wenn die Sonnenseiten des Tages am Abend wieder im Schatten lagen, waren sie bis zum Sonnenuntergang noch so warm, dass einem die Hände beim Klettern schwitzten.


Frühstück direkt an der Felswand

Fabian im Sportklettersektor

Torsten an einer schönen Kalkrippe

Der Fels ist wunderbarer Kalkstein. Dabei bilden sich Formen, die sich oft in langen, beindicken Pfeilern die Wände hoch erstrecken. Aber auch dünne scharfkantige Felsschuppen findet man an den Wänden. Diese klingen oft wie Glas, wenn man mit dem Finger dagegenschlägt. Aber selbst die filigranen Schuppen sind extrem hart und halten große Belastungen ab. Wenn die obere, raue und griffige Kalkschicht aber einmal abgeplatzt ist, dann kommt darunter eine glatte, speckige und schlecht kletterbare Gesteinsschicht zum Vorschein. Diese Erfahrung macht Torsten für uns. Er war nur wenige Meter in den Weg hineingeklettert, rutschte auf der speckigen Schicht weg und hin plötzlich neben mir im Seil. Gut, dass immer brav vom ersten Meter an sichern.

Ich im Bereich der beiden Gesteinsschichten (oben griffig - unten speckig)
Janine und Sebastian bereiten das Frühstück vor

Als wir uns dann endlich die Finger genug wund geklettert hatten, haben wir den ersten gemeinsamen Abend mit Wein am Strand gefeiert. Am zweiten Tag in Paklenica wollten wir dann eine längere Route angehen. Aber wir waren ein wenig spät vom Frühstück in den Tag gestartet und kamen in unserer Dreierseilschaft eher mäßig voran. Irgendwie wollte nichts so richtig funktionieren. Und als sich der Tag bedrohlich dem Ende neigte beschlossen Torsten, Fabian und ich in der halben Route umzukehren. Diese Einschätzung war wohl genau richtig, denn wir erreichten den Talboden gerade noch beim letzten Licht des Tages. Auf dem Rückweg zum Campingplatz kauften wir noch schnell ein bisschen ein. Auch der zweite Abend wurde von uns zünftig gefeiert, bis tief in die Nacht hinein. Vielleicht kamen wir deshalb jeden Morgen nur so spät an die Felswand.

Blick in die Tiefen des Nationalparks

Am Morgen sahen wir nicht immer taufrisch aus...








... aber unsere ausgedehnten Abendessen waren immer so schön.


Unseren dritten und letzten Morgen im Nationalpark wollten wir erstmal nochmal in den Sportklettersektoren klettern. Am Nachmittag entschieden wir uns dann doch nochmal in eine längere Route einzusteigen. Die Route machte ausgesprochen Spaß und wir erreichten den Gipfel in der anvisierten Zeit und noch bei Tageslicht. Allerdings stellte sich der Abstieg als wesentlich länger heraus, als im Kletterführer angegeben war. Wir schafften es noch bis zum Einbruch der Dunkelheit bis auf Sichtweite zu einer Schuttrinne, durch die wir dann in absoluter Finsternis den Weg hinunter stolperten. Unten angekommen konnten wir dann endlich aus unseren engen Kletterschuhen raus und uns erstmal auf dem Parkplatz ausruhen. Fabian hat damals gesagt, dass er so schnell keine Mehrseillängentouren mit mir machen würde. Ich denke, dass ich ihn schon bald mal wieder zu so etwas überreden kann. Gut abgekämpft, müde aber glücklich, liefen wir dann durch die dunklen Straßen zum Campingplatz zurück. Nach einem weiteren gut gefeierten Abend lagen Torsten, Fabian, Janine und Sebastian wieder in ihren Zelten und ich in meiner Hängematte mit Blick auf das Meer. An diesem Abend wurde mir klar, dass ich wieder nach Kroatien reisen werde. Der Nationalpark von Paklenica bietet noch vieles zum Erkunden, Wandern und Klettern. Und weiter hinten im Park soll es auch noch Bären geben. Ich habe noch nie einen Bären in freier Natur gesehen...


Die steilen Kletterwände am Taleingang

Gipfelfoto von Fabian

Und auch Torsten ist mit unserer Tageleistung zufrieden.

Mit diesen Gedanken schlief ich ein. Über meiner Hängematte war der klare Sternhimmel und die zwei Baumkronen der Kiefern, an denen die Hängematte befestigt war. Wenn ich über den Rand der Hängematte blickte konnte ich auf das Meer und die Inseln hinausschauen. Dieser Anblick würde morgen früh schon wieder auf mich warten.
 
Unser Basislager - zwei Zelte und meine Hängematte

Mittwoch, 28. November 2012

Kroatien in acht Tagen


Prolog:

Es war die erste Oktoberwoche 2011. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt nochmal schnell vor Semesterbeginn einen kurzen Kletterurlaub in Kroatien zu verbringen. Vom Hörensagen war uns der Nationalpark von Paklenica bekannt und genau dort wollten wir hin. Zu den Reisewilligen gehörte Torsten, Fabian, Janine, Sebastian und ich. Da wir kein Fahrzeug zur Verfügung hatten sollte es mit Trampen und den öffentlichen Verkehrsmitteln quer durch Europa gehen. Wir starteten in zwei Gruppen. Zur ersten gehörten Torsten, Fabian und ich. Ein bisschen später starteten Janine und ihr Freund Sebastian von Dresden.
Auf der einen Seite wollte ich gern wieder das Gefühl des Trampens erleben, Menschen kennenlernen und ein bisschen Unabhängigkeit von alltäglichen Lebensrythmen erleben. Dieses Gefühl wollte ich gern mit meinen zwei Wegbegleitern teilen. Auf der anderen Seite ist eine Woche ein knappes Zeitfenster, um zweimal quer durch Europa zu touren und zwischendurch noch entspannt zu klettern. Und nicht zuletzt ist auch der Rucksack durch die Kletterausrüstung zu schwer, als dass man auf halbem Weg wieder umkehren möchte. Deshalb entschied sich unser dreiköpfiges Team von Dresden mit dem Zug zu starten.



Tag 1:
Wir fuhren mitten in der Nacht los und kamen auch erstmal nur bis Chemnitz, wo wir die Nachtpause der Züge abwarten mussten. Erst rollten wir unsere Schlafsäcke in der Bahnhofshalle aus und wenig später verwies uns ein freundlicher Polizist in einen Warteraum, in dem bereits viele Menschen schliefen. Mit dem ersten Zug am Morgen ging es dann in Richtung Hof und weiter nach Regensburg. Während der Fahrt füllte sich der Zug bis zum bersten. Wir hatten das Oktoberfest nicht bei unseren Planungen bedacht. Beim Umsteigen in Regensburg passten wir dann nicht mehr in den Anschlusszug nach München. Über Umwege erreichten wir dann doch noch München, indem wir zwischenzeitlich in Richtung Passau fuhren. Aber München befand sich im Ausnahmezustand des Oktoberfestes und wir fuhren weiter nach Salzburg. Hier endete unser Wochenendticket. Wir machten einen Spaziergang durch Salzburg und stellten uns dann an den Autobahnzubringer Richtung Süden. Mittlerweile wurde es Abend und wir hatten noch nicht wirklich einen Schlafplatz für die Nacht in Aussicht. Als es bereits fast dunkel war hat uns dann noch ein netter junger Mann bis zur nächsten Raststätte gebracht. Hier schliefen wir in unseren Schlafsäcken auf einer Wiese mit Blick zu den hohen Alpenbergen.


In Regensburg passen wir nicht mehr in den Zug

Mit vollem Gepäck quer durch Salzburg

Tag 2:
Nach der Morgentoilette im Rasthof ging es dann richtig mit dem Trampen los. Wenn drei Männer versuchen eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, dann könnte das schwierig werden - soviel war uns bewusst. Aber mit viel Energie bastelten wir unsere Pappschilder, hielten den Daumen raus und sprachen mit Autofahrern, die zum Tanken oder Pausieren auf den Rasthof kamen. Aber stundenlang waren wir erfolglos. Nach drei Stunden hatten wir immerhin Fabian auf den Weg gebracht. In einem kleinen Auto mit Wildwasserboot auf dem Dach verabschiedete er sich Richtung Süden - Wir würden uns schon wiedertreffen. Aber für Torsten und mich lief es die nächsten zwei Stunden nahezu aussichtslos. Wir versuchten wirklich alles. Es wäre uns schon recht gewesen, wenn uns jemand wenigstens bis zur nächsten Ausfahrt mitgenommen hätte - aber nichts tat sich. Letztlich hatte Torsten Erfolg. Er ein nettes belgisches Paar mit ihrem Wohnmobil angesprochen und sie waren bereit, uns mitzunehmen. Fünf Stunden wachsender Frust hatten ein Ende. Kaum waren wir gestartet, kam auch schon Nachricht von Fabian. Er steckte auf dem letzten Rasthof vor Slowenien fest. Auch dort war kein vorankommen und auf der Rückseite eines Verkehrsschildes hatten sich schon viele verzweifelte Tramper verewigt. Dieser Rasthof schien einem Schwarzen Loch für Tramper gleich. Torsten und ich hatten aber mittlerweile herausgefunden, dass unsere belgischen Freunde auch auf dem Weg zur kroatischen Küste sind. Sie hatten uns auch sofort angeboten, uns bis dorthin mitzunehmen. Wir erzählten ihnen von Fabians Situation und nach kurzer Beratung beschlossen sie auch noch Fabian mit an Bord zu nehmen. Dank den Belgiern hatten wir nun doch noch den großen Sprung bis nach Kroatien geschafft. Als sie uns am Abend südlich von Rijeka absetzten waren wir überglücklich und genossen erst noch den lauwarmen Abend und die Sonne. Allerdings fanden wir nicht den geplanten Zeltplatz. Oktober ist bereits außerhalb der Saison, weshalb die Campingplätze im Norden von Kroatien geschlossen sind. Aber unser Schlafplatz an der Uferpromenade war super und ich hätte ihn nicht gegen einen Campingplatz tauschen wollen.


Der erste Blick auf die Bucht bei Rijeka

Abschied von den Belgiern

Blick Richtung Rijeka

Unser Schlafplatz an der Promenade von Kraljevica

Tag 3:
Wir genossen die warme Morgensonne am Meer. Ein gutes Frühstück, ein Bad im Meer und das Bewusstsein, dass es zu Hause jetzt unangenehm kalt ist, ließ unsere Euphorie für diesen Urlaub voll aufblühen. Nach einem Marsch, mit all unserem Gepäck, zurück zur Straße versuchten wir wieder unser Tramperglück. Schon nach kurzer Zeit nahm uns ein ehemaliger kroatischer Soldat mit bis Cricvenica. Aber er machte uns nicht viel Hoffnung für unseren weiteren Weg. Seiner Aussage nach sei das Trampen in Kroatien nicht mehr üblich, weil keiner mehr jemanden mitnehmen würde. Und seine Vorhersage sollte sich für unsere Dreiergruppe bewahrheiten. Wir standen uns bei Cricvenica die Beine zwei Stunden in den Bauch, bis uns ein Einheimischer die lokale Buslinie empfahl. Zwischen den kleinen Städten des nördlichen Küstenabschnittes und den Städtchen an der Küste bei Zadar ist nur wenig Verkehr. Alles spielt sich eher lokal ab und wer weiter in den Süden muss nutzt die Autobahn im Hinterland. Nach dieser Erläuterung wanderten wir zurück ins Zentrum von Cricvenica und kauften uns Tickets für den Bus nach Paklenica. Es war aber letztlich nicht so schlimm. So hatten wir nochmal Zeit zum Baden am Kiesstrand. Die Busfahrt war wunderschön. Ein geräumiger, bequemer Reisebus brachte uns durch einen der schönsten Sonnenuntergänge, die ich bis dahin, in meinem Leben, gesehen und fotografiert habe. In der Dunkelheit kamen wir auf dem Campingplatz der Nationalparkverwaltung an. Da das Wetter so schön war und auch die Nachttemperaturen angenehm waren, schlief ich in der Hängematte und Torsten und Fabian teilten sich das Zelt.


Das letzte Stück bequem im Überlandbus

Paklenica begrüßt uns mit einem feinen Sonnenuntergang