Mittwoch, 19. Dezember 2012

Projekt Norwegen - Prolog

 

Ende des Jahres 2011 stand eine Reise nach Skandinavien überhaupt noch nicht auf meiner Wunschliste. Nach den Touren, kreuz und quer durch Europa und der Reise nach Peru, war ich eigentlich auf ganz Anderes eingestellt. Es sollte für 2012 weiter in den Osten Europas gehen. Doch dann kam alles anders, als gedacht.
Doch dann machten wir im Winter die Bekanntschaft mit Emmy. Emmy war eine Erasmusstudentin aus Norwegen und bis Anfang Februar meine Komillitonin. Bei Ihrer Abreise war Doreen und mir klar, dass wir unsere neue Freundin in ihrer Heimat besuchen würden.
Aber es war lange nicht geklärt, mit welchem Verkehrsmittel dieser Urlaub von Statten gehen sollte. Bis heute ist mir nicht ganz klar, wie ich dazu kam, aber parallel zu unseren Urlaubsplänen mit dem Auto entwickelte sich in meinem Kopf der Gedanke mit dem Kajak von Dresden nach Norwegen zu paddeln. Anfangs war es nur der mögliche Weg mit dem Finger auf der Karte. Wenige Tage später saß ich in einem alten Rennkajak mit Zusatzgewichten zur Probe. Das Ergebnis war, dass es selbst mit einem modifizierten Rennkajak nicht möglich sein sollte und ich definitiv ein Seekajak bräuchte.
Kurz vor Ostern hatte ich dann mein Seekajak gekauft und in den folgenden Monaten Stück für Stück Ausrüstung für die Tour zusammenorganisiert. Was fehlte war zum Einen die Erfahrung mit dem Seekajak und zum Anderen ein Mitstreiter.

Reiseroute von Dresden nach Oslo

Voraussetzungen
Ich bin schon seit 1999 im Rennkajak unterwegs und habe dementsprechend keine Probleme, was Balance, Ausdauer und Kampfgeist betrifft. Allerdings hatte ich schon die vage Ahnung, dass es etwas signifikant anderes sein sollte, mit einem Kajak eine Meeresküste entlangzufahren. Man kann also sagen, dass ich auf dem Gebiet des Seekajakfahrens ein Anfänger war.
Das brachte mich zu dem Gedanken an einen Begleiter auf meiner Reise. Diese Frage wollte ich zuerst mir selbst beantworten. Wollte ich überhaupt mit jemandem Reisen? Klar, die Vernunft rät dazu. Man bekommt mehr Sicherheit in Notsituationen und vermeidet einsame Momente und die damit verbundenen Motivationsprobleme. Aber das war damals noch reine Hypothese. Ich war noch nie in einer existentiellen Notsituation. Ich war ja auch noch nie auch dem Meer gepaddelt. Und mit Motivationsproblemen hatte ich auch noch nie zu tun, auch wenn ich schon ein paar mal allein unterwegs war. Solange ein Ziel vorhanden ist, habe ich etwas worauf ich hinarbeiten kann. Nicht zuletzt hat eine Solotour auch seinen Reiz. Man muss seine Entscheidungen nur mit dem eigenen Gewissen vereinbaren, kann schneller Entscheidungen treffen - manchmal auch schlechte. Aber um den Vernunftsargumenten Genüge zu tun fragte ich bei allen möglichen Freunden nach. Zugegebenermaßen hatte ich dabei kaum Erfolg. Aber wen wundert Das? Auf der einen Seite ist die Idee schon etwas verrückt - immerhin war damals noch Trondheim das Ziel. Auf der anderen Seite hat halt nicht jeder Zeit mal eben mehrere Wochen von zu Hause weg zu laufen oder eine gehörige Stange Geld in ein solches Unternehmen zu investieren. Aber ich konnte Franz wenigstens für ein Dreiwochen-Fenster gewinnen, in dem er mich begleiten wollte.

Erkundung in Norwegen
Schließlich war im Juli meine Masterarbeit und somit mein Studium abgeschlossen. Zwei Tage später saßen Doreen und ich im Auto auf dem Weg nach Norwegen. Wir fuhren in die Fjorde nördlich von Trondheim und besuchten anschließend Emmy und ihren Freund Lars. Drei Wochen lang tobte wir uns zwischen Trondheim und Oslo aus, wanderten unter Anderem zur Trolltunga, kletterten im Setesdal und besuchten als Abschluss auch noch Emmys Familie in Oslo. Immer wieder konnte ich in diesem Urlaub einen Blick auf Abschnitte meines bevorstehenden Abenteuers werfen. Bei guten Bedingungen schien es auf jeden Fall möglich. Der Abschnitt von Oslo bis Trondheim schien mir damals am schwersten zu realisieren.

23Uhr-Sonne am norwegischen Fjord

"Trolltunga" - die Felszunge bei Odda

Die Oper von Oslo - symbolisches Ziel der Reise

Das Team
Paddler Nr 1: Tobias Krug
Ziel: Trondheim/ Oslo
Qualifikation: gnadenloser Optimist, der hier seine Idee verwirklichen will


Paddler Nr 2: Franz Roller
Ziel: Kopenhagen
Qualifikation: langjähriger Paddler, der immer mit guter Laune dabei ist


Organisation: Doreen Winkler
Ziel: das alles zu Hause reibungslos abläuft (Blog-Verwaltung, Finanzmanagment)
Qualifikation: Freundin von Paddler Nr1 und schon deshalb perfekt dafür geeignet :)

Franz Roller (links) und ich auf der Elbe

Letzter Countdown
Zurück in Dresden machten Franz und ich uns an die letzten Vorbereitungen. Wir musste für ihn noch die komplette Ausrüstung organisieren und das Ganze bei einem minimalen studentischen Budget. Von Kletterfreunden liehen wir uns ein altes Faltbootkajak und machten es seetüchtig. Oder zumindest hofften wir, dass es ausreichen würde. Die Modifikationen und Anschaffungen dauerten nochmals eine Woche und so legten wir um 16Uhr, am 22. August 2012 mit unseren Kajaks in Dresden ab. Der Faltbooteiner von Franz war mit Gepäck vollgestopft und mein Seekajak war auch bis auf das Oberdeck beladen. Ein Zurück gab es für uns schon lange nicht mehr. Allerdings hatten wir uns vorgenommen, die Tour nur so weit zu treiben, wie wir es für richtig halten.

Letztes Foto vor der Abfahrt

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Blogeintrag vom 22.08.2012

Nachdem sich der Abreisetermin etwas nach hinten verschoben hat soll es nun nachher endlich nach Norden losgehen. Die Abfahrt steht für Mittwoch Vormittag gegen 10Uhr hier in kurz oberhalb des Blauen Wunders an. Die letzten Wochen waren wir schonmal mit dem Auto in Skandinavien unterwegs und haben die Planung für die Kajakreise verfeinert. In den  letzten sieben Tagen mussten alle Vorbereitungen getroffen werden, damit ein optimaler Ablauf der Reise gewährleistet ist.


Unser Norwegen-Urlaub war ein super Erfolg. Der Blick auf das Meer und die Flüsse und Seen in Norwegen haben mich zu dem Schluss gebracht, dass nun diese Kajak-Tour auf jeden Fall möglich ist, sofern ich das Durchhaltevermögen habe und in Skandinavien dieses Jahr kein allzu früher Wintereinbruch erfolgt. Bezüglich des Routenplanes gibt es also nur kleinere Änderungen.

Die erste Etappe ist von Dresden die Elbe hinunter und durch den Elbe-Lübeck-Kanal bis an die Ostsee und entlang der Küste bis nach Puttgarden auf der Insel Fehmarn. Hier liegt eine etwa 20 km breite Passage über die Ostsee vor mir. Wir sind im Urlaub mit der Fähre an dieser Stelle übergesetzt und das Wetter müsste schon absolut ideal und die Ostsee schön spiegelglatt sein, dass ich diesen Part mit dem Kajak wage. Die zweite Etappe führt dann entlang der dänischen Inseln und der schwedischen Westküste nach Norden. Hier gibt es jede menge Sandstrände und Buchten mit seichtem Wasser. Ideal zum Baden und Entspannen, aber gleichzeitig vom Meer her ziemlich ungeschützt. Die schwedischen Strände könnten also durchaus hohe Wellen und die eine oder andere Überraschung bereit halten. Etappe Nummer drei fängt ein wenig südlich von Göteborg an erstreckt sich über die Schären bis nach Oslo. Hier gilt es sich nicht zwischen den vielen kleinen Inselchen zu verfahren. Gleichzeitig dürfte ich dort vor der offenen See etwas geschützt sein. Die letzten zwei Etappen sollen dann quer durch Norwegen gehen. Ihre Durchführung hängen ganz klar davon ab, wann ich Oslo erreiche und wie es mit dem Winter im Inland aussieht. Dabei werde ich dann diversen Flüssen und Seen nach Norden folgen und mich über einen niedrigen Gebirgspass in die Fjorde bei Trondheim begeben. Somit ist dann auch schon bald Trondheim als Ziel meiner geplanten Reise erreicht. Gerade die Abschnitte von Oslo bis Trondheim habe ich mir vor Ort genau angesehen und denke, dass es bei günstigem Wetter gut machbar ist. Ich möchte diesen Teil der Reise eigentlich unbedingt machen, weil ich mir da den meisten Kontakt mit den Norwegern vorstellen kann und dadurch mein Norwegisch verbessern kann.
Die zweite Änderung in der Reise ist die Begleitung. Franz wird mich mit dem Faltboot die ersten drei Wochen begleiten. Wir haben in der Tourenplanung ungefähr berechnet, dass wir es zu zweit bis Kopenhagen schaffen können. Dafür haben wir uns jetzt nochmal intensiv Zeit genommen, um das Faltboot auf die bevorstehenden Anforderungen vorzubereiten. Der Einbau eines Stemmbrettes, die Modifikation der Steueranlage, zusätzliche Schwimmkörper, ... Die Liste der Um- und Einbauten war recht lang geworden. Und nachdem wir heute mit fast allem fertig waren ging es ans Sachen packen. Mit der Erkenntnis, dass nicht gerade viel in ein Faltboot hineinpasst und dass die Gepäckluken meines Seekajaks sehr klein gebaut sind.

Nun müssen nur noch nachher die Vorräte verstaut werden und dann gehts los. Boote den Elbhang runter und bis an die Elbe bringen. Und dann kann und´s wohl nichts mehr aufhalten.

Wir sehen uns dann also erst zeitigstens Ende Oktober wieder. Hier auf dem Blog wird Doreen regelmäßig Neuigkeiten eintragen. die ich ihr zusende.

Also bis bald... Vi sees!

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