Freitag, 25. Januar 2013

Projekt Norwegen - Kapitel III



Aber Freud und Leid liegen ja bekanntermaßen dicht beieinander. Schon den nächsten Morgen ging es das Riff von Mölle entlang. Ich empfehle jedem Tourenpaddler, diese Passage nicht so zu unterschätzen, wie ich es gemacht habe. Der Weg von Höganäs bis Mölle ist nicht sonderlich lang, aber bis Mölle sollte man definitiv eine Pause eingelegt haben. Denn danach geht es ohne weitere Anlegemöglichkeit entlang des schönen Felsriffs. Und dessen Spitze ist recht weit draußen im Kattegat und ausgesetzt. Entsprechend hoch war an der Landspitze auch die Dünung der Wellen und es kostete mich Nerven, heil um die Klippen herumzupaddeln. Anschließend ging es landeinwärts, mit den Wellen im Rücken, Richtung Ängelholm. Nur dass die Wellen ihr eigenes Tempo hatten. Mein schwer beladenes Kajak kam da nicht mit und das permanente ankämpfen gegen den Wellenberg erschöpfte mich zusehens. Anlegeplätze sind auf der Nordseite dieses Riffs auch selten - konfortable Liegeplätze praktisch nicht vorhanden. Ich musste noch bis in die Dunkelheit paddeln. Kurz vor Jonstorp schlug ich dann mein Lager auf einem Strand aus Bruchstein auf. Hier musste ich dann zwei Tage Pause anlegen, wegen kräftiger Brandung. Es wäre einfach nicht möglich gewesen mein Kajak sicher vom felsigen Ufer ins Wasser zu bringen.

Blick entlang der Küste bei Jonstorp
Ruhetage heben immer die Stimmung
Starke Brandung verhindert das Ablegen

Seenot bei Båstad
Die Ruhetage taten mir gut. Nach einem Wetterumschwung waren dann die Wellen am dritten Tag beinahe verschwunden und ich konnte meine Reise fortsetzen. Ich konnte ohne Probleme über die Bucht von Ängelholm abkürzen und dann weiter nach Båstad paddeln. Nördlich von Båstad übernachtete ich am Strand der Laholmsbucht. Den nächsten Morgen waren wieder hohe Wellen, aber ich fühlte mich in dieser riesigen sandigen Bucht sicher und ließ es auf ein Experiment ankommen. Trotz Wellen stach ich in See, merkte aber bald schon, dass es absolut unangenehmes Paddeln bei diesen Bedingungen war. Der Rückweg zum Strand endete in einer mittleren Katastrophe. Ein großer Brecher brachte mich zum Kentern. Es war nicht weit bis zum Ufer, aber dort angekommen, war es eine extreme Hürde das vollgelaufene Kajak aus den Wellen zu bekommen. Es war kalt. Es war windig. Und ich war darüber absolut nicht glücklich. Das habe ich die Welt auch laut fluchend wissen lassen. Um warm zu bleiben errichtete ich schnell mein Lager, zog mir trockene Kleidung an und breitete alles, was feucht geworden war aus. Dann kam zum Glück die Sonne und bis zum späten Nachmittag war alles trocken. Anschließend zog ich das Kajak voll bepackt bis zur Mündung der Lagan, wo ich die Nacht windgeschützt verbringen konnte.

Das Strandlager nach der Kenterung

Bei starkem Seegang arbeitete ich mich bis Haverdal. Die Uferlinie ist hier mit vielen Felsblöcken gesäumt. Durch ein wildes Chaos von Brandung und Ufersteinen surfte ich am Abend auf das Ufer zu. Bei Sturm und Starkregen errichtete ich schnell das Zelt und verbarrikadierte mich in meinem Lager.

Viele neue Freunde bei Falkenberg
Der folgende Morgen sorgte dann wieder für ein gewaltiges Stimmungstief. Der Sturm war stärker geworden und die Brandung stand immernoch ungebremst auf die Felsen. Das Steuer vom Kajak schien nun entgültig kaputt zu sein. Die Aufhängung am Rumpf war ausgebrochen und es bedurfte einer dringenden Reparatur. Also versuchte ich dann mein Glück mit dem Kajak auf der Straße. Aber das Trampen mit dem Seekajak war natürlich von wenig Erfolg gekrönt. Auf den zehn Kilometern von Skipås bis Eftra halfen mir verschiedene Einheimische mit Lebenmitteln oder Schmieröl für meinen Wagen aus. Und in Eftra hatte ich nun Glück. Ich traf auf Karl-Gustav und Kerstin Westman. Für die nächste Nacht sollte ich in ihrem Sommerhaus zu Gast sein. Es war ein Abend voller lustiger und interessanter Gespräche und die beiden kümmerten sich rührend um mich. Gemeinsam kauften wir Reparaturmaterial für das Kajak. Dank den Westmans konnte ich meinen Weg von Eftra aus fortsetzen.

Trampend auf dem Weg Richtung Falkenberg
Gemeinsames Foto mit Kerstin und Karl-Gustav

Vorerst war ich nun noch zu Fuß unterwegs, denn Eftra liegt etwas im Hinterland und ich musste einen Platz zum Übernachten finden. Wenn möglich, dann auch gleich noch eine trockene Stelle, wo ich wettergeschützt mein Bootssteuer reparieren könnte. Bereits nach drei Kilometern wurde ich auch schon fündig. Ich hatte das Glück in Boberg den Farmer Stefan Brosved mit meinen Problemen zu konfrontieren. Als Besitzer der Farm stellte er mir eine geräumige Werkstatt für mein Boot zur Verfügung und ich durfte im Gebäude für die Farmarbeiter mein Lager aufschlagen. Wie schon bei Westmans fehlte es mir auch hier an nichts. Ich reparierte Tag und Nacht, lernte einige der Arbeiter kennen und Stefan machte mich mit seiner Familie bekannt. Diese Tage zwischen Skipås und Falkenberg gehören mit zu den großartigsten Tagen meiner Reise. Es war genauso, wie ich es mir zuvor kaum zu träumen gewagt hatte - dass ich ein paar Tage mit den Menschen vor Ort, Zeit verbringen konnte.

Das Seekajak auf Trockendock in der Werkstatt
Stefan bringt mich und mein repariertes Kajak ans Meer
Dank Stefan kann die Reise bei besten Bedingungen weitergehen.

Als ich dann nach zwei Tagen Reparatur wieder am Meer stand, war der Sturm und jede Menge Regen vorbei. Bei besten Bedingungen ging es dann innerhalb weniger Tage, an Falkenberg und Varberg vorbei, bis Göteborg. Je mehr ich mich Göteborg näherte, desto Wetterunabhängiger wurde nun auch die Küste. Immer mehr Inseln und Inselchen säumten die Küste. Mehr als einmal wäre ich falsch abgebogen, wenn ich nicht meinen Kompass an Bord gehabt hätte. Diese Inselwelt ist der Beginn der Schären und markierten meine letzte große Etappe: von Göteborg nach Oslo!

Es ist nun Ende September und wird auch deutlich kälter.
Zwischen den ersten Schäreninseln

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Blogeintrag vom 18.09.2012
 
Hei friends! It`s me, Tobi.

I have much hard work to do these days. There is much strong wind from the west and according to this, there are allways many huge waves. So I am sometimes forced to make some smaller trips per day.
At the moment I am sitting in the marina-building in Grotvik. This is some kilometers in the west of Halmstad. The next Part of my journey might be the most dangerous, because there is only the open sea in the west of me. I think it might be possible to reach Varberg within the next three days and then I will be more safe, because of some small islands.
Some days I am really lonely and want to go home instantly. And since almost one week I am searching for a bookstore. But I just found one on a sunday - that is bad luck. Next chance for this is Falkenberg - I hope it will be tomorrow. I met many many nice people til today. Thanks to them all, I am still on my way north. Everytime my motivation is low (and sometimes it really is) ther is someone, who comes along to talk to. That is really great, but it is not like family and friends at home. I miss you all so much!

So, it might be possible, that I can`t send messages to home for the next days. That is because my mobile phone doesn`t work very well. But it is possible to ask some new friends around here in Sweden.

I hope, i can get to Göteborg within 5 days... but first of all, I will have a warm shower now :D

Ha det bra!!!

The Tobi
 
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Blogeintrag vom 19.09.2012


Trampen 
Tobi ist jetzt erstmal mit dem Boot von Falkenberg aus zu Fuß unterwegs. Er probiert bis nach Göteborg zu trampen... Das Boot hat es anscheinend ganz schön mitgenommen. Hoffen wir mal das Beste und zwar, dass ein freundlicher Schwede mit Dachgepäckträger anhält und Boot und Tobi ein Stück mitnimmt! 


Kommentare:
         
             21. September 2012 07:05
             dann drück ich unserem Treibgut mal die Daumen, damit 
             wir ihn bald wieder wohlbehalten hier haben.
            Fabi

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