Sonntag, 28. Oktober 2012



Es sollte eine abenteuerliche Fahrt werden. Mitten in der Nacht stoppte der Bus. Es wurde ein zusätzliches Wegegeld gefordert und ich war anfangs nicht einverstanden. Auf drängen anderer Einheimischer im Bus bezahlte wir dann doch das zusätzliche Geld. Wir hatten anfangs nicht ganz verstanden, warum es zu bezahlen sei. Jemand erklärte uns, dass die Straße blockiert ist und wir uns eine Passage erkaufen müssen. Dazu sollte gesagt werden, dass wir seit Cuzco nur noch von Menschen umgeben waren, die Spanisch, aber kein Englisch sprachen. Aber trotz Wegegeld bewegte sich der Bus nur wenige Meter und blieb dann wieder für den Rest der Nacht stehen. Mehr Geld wurde verlangt und diesmal verweigerten auch die Einheimischen die Bezahlung. Es half nichts. Wir schliefen im Bus und warteten den nächsten Morgen ab. Der Morgen brachte vorerst keine guten Neuigkeiten. Wir steckten mit unserem Bus am vorderen Ende eines endlosen Staus, wenige Meter von der Blockade entfernt. Die Straße war mit Steinen und Felsen blockiert, die die aufgebrachte Bevölkerung von einem Berg auf die Straße geworfen hatte. Keiner konnte mir sagen, wie lang dieser Streik anhalten würde, aber ich lernte ein neues Wort auf Spanisch. "Paro" bedeutete also soviel wie "Streik". Zum Glück hatte ich eine Karte der Gegend bei mir, so dass ich wenigstens herausfinden konnte, wo wir uns befanden. Wir steckten in Sicuani fest. Wir hatten gerade mal 150km von Cuzco geschafft und es waren noch etwa 200km bis Puno am Titicacasee. Die Lage sah nicht besonders rosig aus. Nur Zweiräder und Fußgängern war es gestattet die Blockade unbeschadet zu passieren und unser Busfahrer gab uns zu verstehen, dass der Streik durchaus zwei Wochen dauern könnte. In zwei Wochen wollten wir schon wieder in Deutschland sein.

Straßenblockade in Sicuani

Touristentross durch die Blockade

Letzlich rotteten wir uns mit einigen anderen Touristen zusammen und machten uns zu Fuß auf den Weg Richtung Puno und hofften nach nicht all zu langem Fußmarsch auf ein Transportmittel zu treffen. Immerhin war unser Komunikationproblem behoben, denn in unserer international durchmischten Gruppe waren auch Spanier. Und wir lernten auch ein deutsches Paar kennen, die gerade auf Weltreise unterwegs waren. Nach einigen Kilometern auf der Landstraße trafen wir tatsächlich auf einen Bus eines Busunternehmens. Die Preispolitik war knüppelhart erpresserisch. Das Busunternehmen war sich unserer Notsituation bewusst und bereit uns Touristen finanziell bluten zu lassen. Aber die Spanier in unserer Gruppe übernahmen die Verhandlungen und wir bezahlten am Ende immerhin nur noch 50% des ursprünglich verlangten Preises. Trotzdem war es noch für peruanische Verhältnisse ungemein teuer. Aber die Fahrt durch die Alti Plano - eine riesige Hochebene zwischen Cuzco und Titicacasee - war faszinierend. Flankiert von hohen Gebirgszügen führte die Strecke auf etwa 4000 Metern durch ein grasbewachsenes weites Tal. Bedingt durch die trockene Jahreszeit war das Gras entlang der gesamten Strecke strohtrocken und gelb. Man verliert vollkommen das Gefühl, dass man selbst immer um die 4000 Höhenmeter über dem Meer ist und die umgebenden, schneebedeckten Gipfel wohl um 5000 Meter hoch sein müssen. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so hoch unterwegs. Und doch fühlte es sich nun nich nennenwert anders an, als in den Alpen bei uns in Europa.

Blick in die Alti Plano

Wir passierten Juliaca, eine dreckig-trockene Stadt, wie ich finde und erreichten Puno am späten Nachmittag. In Puno hätten wir uns gern ein kleines Boot organisiert, um uns die Inseln im Titicacasee individuell anzusehen, aber am organisierten Massentourismus führte kein Weg vorbei. So mussten wir in den sauren Apfel beißen und mit einer geführten Bootstour erst zu den Uros-Indianern und dann zu den anderen Inseln. Die Tour an sich war interessant, aber das Vorführen einer Kultur war unangenehm und peinlich. Menschen in Trachten wurden, wie Tier im Zoo, vorgeführt und unser Guide reagierte unfreundlich darauf, wenn Touristen - uns eingeschlossen - irgendwelche kostspieligen Extras nicht wahrnehmen wollten. Im Resultat hatten wir unsere Gruppe samt Führer wenigstens mal kurz vom Hals und konnten die Insel ein wenig mehr nach unserer Art erkunden. Und wir lernten mal wieder ein deutsches Paar kennen, die sich genauso von der Gruppe abgeseilt hatten und ebenfalls in unserem Reisestil Peru bereisten.


Tracht der Uros-Indianer
Tracht auf der Isla Taquila
Kinder auf der Isla Taquila

Von Puno fuhren wir mit dem Bus nach Arequipa, der weißen Stadt. Uns blieb leider nur ein  Nachmittag und Abend Zeit für die Erkundung dieser schönen Stadt aus weißen vulkanischen Gestein. So besuchten wir das riesige Kloster, dass gleich mal einen ganzen Teil der Stadt ausmacht. Aber die Gebäude sind hier auffällig bunt gestrichen. Aber wie überall in Peru ist zwar alles bunt, aber immer harmonisch gehalten. Farbliche Fehltritte, wie bei uns in Europa, haben wir nie gesehen. Auf der Dachterasse der Kirche sahen wir dann den Sonnenuntergang hinter den Vulkanen Misti und Chachani.

Plaza de Armas in Arequipa

Im Nonnenkloster von Arequipa

Am folgenden Morgen ging es dann mit dem teuren Flugzeug nach Lima zurück. Ich wäre die Strecke gern mit dem Bus gefahren, aber uns blieb diesmal nicht genug Zeit für die Panamericana.

______________________________________________________________________


Blogeintrag vom 21.09.2010

Cusco streikt...

Wir sind von unserer kurzen Treckingtour zurueck, mussten diese aber unfreiwillig abkuerzen. Bis gestern lief noch alles gut und wir haben die Nacht auf ungefahr 4000m gut im Zelt ueberstanden. Das ist hier auch alles soweit nicht das Problem, da es ja ganze Steppenlandschaften bis ueber die 4000m gibt und auch Eukalyptus waechst hier bis in diese Hoehenbereiche. In der Nacht wollte ich dann den Nevado Pikol (4450m) angehen musste aber bei ca 4200m umkehren, da ausgerechtnet letzte Nacht Hochnebel am Gipfel war... naja egal :)
Am Morgen wollten wir dann zur Inka-Staette Tipon wandern, aber eine riesige Mure hat vor ein paar Monaten den halben Berg samt Wanderweg ins Tal befoerdert. Also sind wir zurueck und ins naechste Dorf abgestiegen. Dort angekommen -oh grosse ueberraschung- gab es weder Bus noch Colectivo oder Taxi. Die komplette Gegend liegt im Streik fuer zwei Tage. Also nix Tipon sondern erstmal zurueck nach Cusco - ein paar Taxis fahren zum Glueck wenigstens in diese Richtung. Cusco hat sich in diesen zwei Tage grundlegend geaendert: Was vor zwei Tagen noch aufgeraeumt und halbwegs sauber aussah ist nun mit kleinen Strassenblockaden aus Betonbrocken verziert. Gut das wir im Hochland waren :) Und statt mit doofen Trillerpfeifen, wie bei uns zu Hause wird hier Fussball spielend auf der Strasse gestreikt und froehlich blockiert.
Somit sitzen wir nun bis heut abend um 7 hier im Busterminal fest und warten auf unsere Abfahrt, da wir ja im Moment auch kein Hostal haben und damit auch dass gesamte Gepaeck an der Backe haben.
Aber heut abend gehts dann endlich nach Puno, wo hoffentlich nicht gestreikt wird ;)
Noch lauft alles nach spontanem Plan... halt mit ein paar abstrichen.

Bis bald
Tobi und Regina

______________________________________________________________________


Blogeintrag vom 25.09.2010

Nach den turbulenten Streiks bei Cusco sind wir mit einer komplizierten Busfahrt nach Puno, am Titicacasee angelangt. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Situation in Cusco ordentlich aus dem Ruder lief.
In Puno angekommen wurden wir gleich erstmal mit Angeboten zu den verschiedenen Sehenswuerdigkeiten wieder ueberhaeuft. Das ist manchmal recht aergerlich, wenn man einfach mal individuell und unabhaengig die Gegend erkunden will. Das ist in Puno praktisch nicht moeglich - Jedenfalls nicht in der Kuerze der Zeit.

Also haben wir uns diesmal gegen die Kulturstaette von Sillustani und dafuer fuer einen Bootstrip ueber den See entschieden. Erst ging es zu den schwimmenden Inseln der Uros-Indianer. Diese leben nach wie vor auf ihren Schilfinseln und leben angeblich vom Fisch, den Voegeln im Schilf und deren Eiern - sehr interessant, sehr traditionell. Wenn man genauer hinschaut sieht man natuerlich, dass es mit der tradition nicht mehr ganz so weit her ist und ein wichtiges Lebensmittel der Tourist ist :)
Anschliessend ging es mit dem Boot weiter zur Isla del Taquilla... alles auch sehr traditionell da und die Insel wird ueber Terassenwirtschaft viel Landwirtschaftlich genutzt. Trotzdem sah es recht trocken und karg aus. Naja, wenigstens ein sehr geruhsamer Tag und wir haben auch Nadine und Jan, zwei Dresdner kennengelernt.

Seit gestern sind wir nun in Arequipa, einer wunderschoenen Stadt im Schatten der Vulkane Misti und Chachani (beide um die 6500m). Aber uns fehlt nun ein wenig die Zeit um dort noch rumzuwandern, denn wir fliegen nachher zurueck nach Lima (0Meter). Dort geht es dann hoch nach Marcahuasi (ca 4000m).
Aber mehr davon beim naechsten mal aus Lima.

Liebe Gruesse
Tobi und Regina

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen