Dienstag, 23. Oktober 2012




Bei der Landung in Lima fühlte ich mich, wie ein Neuling auf dem Gebiet der Backpackerreisen. Schon am Flughafen gab es so viele Taxifahrer, die um uns warben. Im Hinterkopf geisterten Warnungen vor unseriösen Fahrern herum. Deshalb wählten wir einen der zertifizierten Fahrer, um bis zu unserem ersten Hostel zu gelangen. Ich fühlte, dass Lima im Moment noch ein ganzes Stück zu groß und fremd für uns war, als dass wir uns hätten so schnell hier hätten wohl fühlen können.
Am ersten Morgen unternahmen wir einen kurzen Erkundungsspaziergang im Zentrum von Lima. Die Gebäude sahen so vertraut europäisch aus. Eine Orientierung war grundsätzlich einfach, aber alles andere war so neu für mich und meine Mutter. Auch mussten wir uns erstmal mit dem Preisgefüge vertraut machen. Was kostet ein durchschnittliches Essen? Wie teuer sollte oder durfte ein Taxi in Lima sein? Wieviel sollte man für eine Unterkunft bezahlen? All diese Fragen mussten geklärt werden. Aber es würde einfacher sein, es auf dem Land und nicht in dieser gigantischen Stadt zu klären. Ich muss all diesen Gedanken sofort hinterher anbringen, dass sich fast alle Bedenken als unangebracht erwiesen. Wir hatten während der kompletten Reise nie mit Diebstahl, Raub oder sonstigen Unannehmlichkeiten zu tun.
Aber davon hatten wir jetzt noch keinerlei Ahnung. So gingen wir auf Nummer sicher und nahmen gleich am ersten Tag einen Linienbus aus Lima heraus - geradewegs in den Süden. Wir reisten einfach zwischen der normalen Bevölkerung und ich fühlte mich endlich entspannter und sicherer, als wir die große Stadt hinter uns ließen.
So erreichten wir Ica, eine kleine Stadt an der Panamericana. Wir beabsichtigten hier eine Zwischenstation in Huacachina einzulegen. Wieder hatten wir die Wahl aus einer Schar von Taxifahrern, die jeder lautstark um uns Touristen warben. Aber sie machten einen weitaus sympatischeren und sehr ausgelassen fröhlichen Eindruck, als ihre Berufsgenossen in der Hauptstadt. Auch die Taxis selbst waren nun keine schwarzen Limousinen mehr, sondern kleine gelbe Fahrzeuge, wie ich sie in Europa noch nie gesehen hatte. Dem entsprechend umständlich war es auch uns und unsere großen Rucksäcke in dem kleinen Vehikel unterzubringen.
Landschaftlich ist die Region um Ica sehr karg. Es gibt selten Niederschlag und westlich von Ica fährt man mit dem Taxi in ein Wüstengebiet. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Sanddünen auf einmal gesehen! Huacachina liegt als Oase am toten Ende einer Ausfallstraße von Ica. Es verfügt über einen zentralen Teich, um den sich etwas Grün und jede Menge Hostels und Lokale angesammelt haben. Das gesammte Areal ist umschlossen von riesigen Sanddünen. Nachdem der Taxifahrer uns bei einem Hostel seiner Wahl rausgelassen hatte und wir unsere Zimmer bezogen hatten, gingen wir als erstes hinauf auf die Düne hinter unserem Hostel. Dieser Spaziergang dauerte bis zum Kamm der Düne etwa eine Stunde für uns beide. Zum einen lag das an der enormen Höhe der Sanddüne. Zum Anderen ist man am Hang beim Gehen immer ein Stück zurückgerutscht. Aber die anschließende Aussicht war schwer beeindruckend! Ich hätte erwartet, dass man in Richtung Westen einen Blick auf den Pazifik erhaschen könnte, aber das einzige Meer, dass wir sahen, war ein unendliches Meer aus Sand. Aber wir waren nicht allein und so beschloss ich am nächsten Morgen eine kleine Wanderung in dieses Dünenmeer zu unternehmen.
Oase von Huacachina
Am folgenden Morgen machte ich mich also früh auf den Weg in die Dünen. Etwa eineinhalb Stunden folgte ich den aufeinanderfolgenden Kämmen einiger Dünen und durchquerte anschließend ein breites Tal. An den Reifenspuren und den kläglichen Überresten einen Camps ließ sich unschwer erkennen, dass hier normalerweise Touristen mit Buggys in die Dünen gekarrt werden. Und es war auch offensichtlich, dass es keinen Touristen kümmerte, was mit dem Müll passiert, der einfach in die Dünen geworfen wird. Plastikflaschen und -beutel, in jedem Stadium der Granulierung, begleiteten mich auf meinem Weg.
An der Farbe und Korngröße des vermeintlichen Sandes konnte ich erkennen, welche Kunststoffflasche oder Mülltüte hier von Wind und Sand zu Staub zerrieben worden war. Als Ziel meiner morgendlichen Wanderung in die Einsamkeit wollte ich noch auf eine besonders markante und hohe Dünen steigen. Ab einer bestimmten Hangneigung war es einfacher auf Händen und Füßen zu laufen. Am Ende saß ich auf dem Kamm der riesigen Düne, genoss die Einsamkeit des Morgens und den sagenhaften Ausblick. In Richtung Nord, West und Süd erstreckten sich schier endlos die Sandberge. Nur in Richtung Ost hatte die Wüste ein Ende. An diesem Ende lag Ica unter einem Wolkenschleier. Und hinter diesen Wolken ragten die Anden auf. Hier merkte ich, dass ich auch innerlich in Südamerika angekommen bin. Bei meiner Rückkehr, nach mehr als drei Stunden durch den Sand, fand ich meine Mutter am Pool des Hostels. Da der Wind mich gut mit Sand in den Haaren ausgestattet hatte, war mir der Gedanke an ein Bad auch sehr angenehm.

Blick durch das Dünenmeer zu den Anden

Danach ging es wieder mit dem Taxi zurück nach Ica und von dort mit dem Bus weiter nach Süden. Unser nächstes Ziel war Nazca und ich freute mich schon riesig darauf, die Nazca-Linien endlich mit eigenen Augen zu sehen. Diese Linien sind auf einen riesigen, ebenen und kargen Plateau in den Boden gescharrt und haben eine Ausdehnung von mehreren hundert Metern. Gleichzeitig sind sie aber nur wenige Zentimeter tief und existieren wohl schon seit etwa 2000 Jahren. Die Panamericana quert dieses Plateau und kreuzt dabei einige der Scharrbilder. Meine Hoffnung war also groß, ein paar interessante Fotos vom Bus aus machen zu können. Aber als der Bus die Ebene erreichte kam für mich Staunen und gleichzeitig Ernüchterung. Diese wüste Ebene erstreckte sich bis zum Horizont im Westen nahezu perfekt plan. Eine solche große, kahle Ebene hatte ich noch nie zuvor gesehen. Die Ernüchterung brachte meine erste Sichtung der Linien. Kein Wunder, dass erst durch Zufall mit einem Flugzeug die Linien den Menschen aufgefallen sind. Man erkennt sie praktisch nicht von einer Perspektive nahe dem Erdboden. Damit war klar, dass wir uns einen Rundflug, über die Linien, in der Stadt Nazca organisieren mussten. Das Organisieren sollte ein Leichtes sein, denn unsere Hostelbetreiber waren extrem geschäftstüchtig. Dank Ihnen hatten wir noch für den gleichen Tag einen Rundflug, inklusive Taxi zum Flughafen, und auch gleich noch eine geführte Tour zu den Pyramiden von Cahuachi für den nächsten Morgen. Der Flug über den Linien war traumhaft. Eingepfercht in Heck einer kleinen Cessna saßen wir mit Pilot, Copilot und zwei weiteren Touristen. Anschließend flog der Pilot von einem Bild der Nazca-Linien zum nächsten. Um einen besseren Blick für uns Touristen zu ermöglichen drehte er über jedem Bild mit erheblicher Schräglage des Flugzeuges. Über jedem Bild vollführte er so einen Kreis mit Schräglage zu beiden Seiten abwechselnd. Später erzählten mir andere Backpacker, dass ihnen bei diesen Manövern mulmig geworden ist und ich kann es mir gut vorstellen. Aber ich war viel zu fasziniert von den Linienbildern, als auf meinen Körper zu achten.

Linienabbildung des Kolibri
Linienbilder entlang der Panamerica
Panamericana bei Nazca

Die Ruinen von Cahuachi waren für uns nicht weniger beeindruckend. Unser persönlicher Touristenführer Carlos chauffierte uns mit seinem kleinen PKW durch wüste Landschaften und zeigte uns die Lehmpyramiden. Nach Informationen von Carlos sind die Ruinen zeitlich etwa gleich mit den Nazcalinien datiert und stehen in Verbindung zueinander. Leider ist es bis heute nicht erlaubt die Ruinen der Tempelanlagen als Tourist zu betreten. So bekommt man nur einen externen Blick auf die Ruinen. Immerhin erstrecken sich die Tempelanlagen über eine Fläche von 24 km². Gelohnt hat sich der Besuch aber trotzdem auf jeden Fall. Nicht zuletzt auch, weil wir auf der Fahrt mit Carlos in aller Ruhe über Gott und die Welt plaudern konnten.

Carlos und ich vor den Ruinen von Cahuachi
Im Gespräch mit Carlos

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Blogeintrag vom 11.09.2010

Nun sind wir also gut in Peru gelandet. Von Lima ging es auch schon gleich per Bus nach Haucachina bei Ica - einer Oase zwischen Anden und Pazifik in den hohen Duenen einer Wuestenlandschaft. Sehr touristisch und teuer, aber man kann ja auch einfach mal Wandern gehen.
Gestern sind wir dann die Panamerikana weiter nach Nazca gefahren, aber vom Bus aus sieht man nix von den "Lineas del Nazca" - uralten, flachen Furchen in einer kargen Hochebene, welche Geometrische Figuren und Zeichnungen von Tieren und Menschen ergeben. Fuer diese Linien sind wir hierhergekommen, also haben wir uns den Luxus gegoennt und sind mit dem Flugzeug druebergeflogen. Absolut atemberaubend, wieviele Linienzeichnungen es hier ueber mehrere Quadratkilometer es gibt - die Ebene ist voll davon.
Heut nacht geht es dann weiter nach Cusco. Ueber Nacht mit dem Bus ueber die Anden drueber :)

Viele sonnige Urlaubsgruesse kommen von
Regina und Tobi

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